Sachverhalt
Es häufen sich Turboladerschäden mit einer Laufleistung von ca. 2.000 bis etwa 10.000 km nach Einbau. Die Ausfallursache sind Partikel im Öl, die vorranging die Radiallagerpaarungen aufreiben. Wird das Lagerspiel zu groß, streifen die Turbinenräder an den jeweiligen Gehäusen an. Nicht selten bricht die Turbinenwelle. Werkstätten sind ratlos, da sie sicher waren, korrekt gearbeitet haben. Wo liegen also die Gründe für den Turboschaden?
Ursache
Die Ursachen liegen in längeren Ölwechselintervallen und den hohen Bioanteilen in den Kraftstoffen. Diese verschleißen die Additive des Motorenöls schneller. Die Folge sind die geleeartigen Ablagerungen von Ölschlamm. Sind die Fahrzeuge älter als 3 Jahre oder haben eine Laufleistung von über 150.000 km hinter sich, sollte der Longlife Service beendet werden. (Zu Zeiten des alten „Papier“ Service Heftes bekam der kundige Mechaniker noch den Hinweis, dass plötzlich die ganzseitigen Einträge einer Inspektion, den Seiten mit 6 -9 kleinen Feldern wich. Dann endet der Longlife Service. Gewusst?
Kommen dann noch Kurzstreckenverkehr mit fehlender Durchwärmung des Motors und damit hohen Kraftstoffeinträgen ins Motoröl hinzu, ist der Ärger vorprogrammiert. Die in Fachwerkstätten verwendeten hochwertigen Öle enthalten aktive Reinigungsadditive, die diese Ablagerungen wieder in Umlauf bringen.
- Moderne Filtersysteme filtern aber nicht jeden Tropfen Öl sofort. Ab einem Druckunterschied von ca. 1 bar, je nach Anwendung, öffnet der Bypass und ein Teil des Öls fließt am Filter vorbei. Das ist notwendig, um beispielsweise beim Kaltstart alle Lagerstellen, Stößel und Kettenspanner sofort mit Öldruck zu versorgen. Teilweise liegen die Filtersysteme auch im Rücklauf, so dass die wieder in den Umlauf gebrachten Partikel erst die Lagerungen passieren und dort Schaden anrichten, bevor sie rausgefiltert werden.
- Als Faustformel gilt: Bei jedem dritten Ölumlauf im Motor ist das Öl einmal komplett gefiltert.
Abhilfe
1.Führen Sie wenn möglich noch vor der Reparatur einen Ölservice mit Ölschlammspülung durch. Ist das unmöglich, nach ausgiebiger Probefahrt einen zweiten Ölservice mit Ölschlammspülung durchführen.
2.Verwenden Sie für Fahrzeuge mit unbekannte Historie keine Öle mit aktiven Reinigungsadditiven.
Wir haben bisher keine Kenntnis von Turboschäden nach einem doppelten Öl- und Filterwechsel.
TurboTIPP herunterladen:
11_2022-turboTECHNIK-Turboladerschäden-durch-Schmutz-im-Öl-kurz-nach-dem-Turbotausch